Nordfahrende

von Jürgen Könemann

Nach Norden oder Osten war auch dieses Jahr wieder die Frage. Der Wetterbericht zu Beginn des Urlaubs begründete unsere „Last Minute“-Entscheidung Kurs Nord mit dem Ziel Norwegen zu gehen. Alle Vorbereitungen und Planungen dazu waren abrufbereit.

Durch den Großen Belt starteten wir in die Nacht hinein. Aufregend fanden wir die windige nächtliche Passage bei Samsø, östlich von Langør durch das recht schmale unbefeuerte Fahrwasser. Mit Plotter war es faszinierend, wenn auf Ansage in 100m Entfernung die Reflektoren der Tonnen im Scheinwerferlicht aufblitzen.

Die 2. Etappe war eine lange Fahrt unter Gennaker bei leichtem Wind von Grena nach Læsø. Herrliches Wetter, ablandiger Starkwind und sandiger Ankergrund sind vor Læsø die Zutaten für ein schönes Ankererlebnis.

Ab Skagen geriet der Start zur Skagerrak Querung spontan. Die aktuelle DMI Wetterrecherche zeigte uns, dass wir möglichst sofort auslaufen sollten. 1 Stunde später liefen wir um 22 Uhr mit dem Ziel Arendal an der norwegischen Südküste aus. Es wurde eine unserer besten Skagerrak Passagen. Es wehte immer so um die 4 aus Nordost, und es lief so gut, dass wir das Ziel auf Lillesand änderten, etwas weiter westlich. Gegen Mittag liefen wir ein.

Ein sehr schönes Erlebnis folgte in Ankerbucht „184 grün“ gemäß Havneguiden 2, ein unverzichtbarer Revierführer mit wertvollen, detaillierten Infos zu Norwegens Ankerbuchten, Fjorden und Häfen. Hier, in der hinteren Ecke des Kvasefjords nordöstlich von Kristiansand, hatten wir uns mit 3 befreundeten Crews in der kleinen Ankerbucht verabredet.

Um das spektakuläre Kap Lindesnes ging es zunächst unter Gennaker und schließlich unter Motor herum - außergewöhnlich für die Wetterküche Nordeuropas. Hier bläst es sonst meist mit Sturmstärke.  Stavanger war dann nach 100 sm entlang der Westküste schnell erreicht. Eine Passage, die man nicht planen kann. Hier gilt es wettermäßig die Gunst der Stunde zu nutzen. Schon in der Seekarte wird vor „dangerous waves“ bei Starkwind gewarnt.

Der Lysefjord ist dann eins der Top-Highlights unseres Törns: steile Felswände, die Passage des berühmten Preikestolens auf „Normal Null“ und ein in den Fjord mündender Wasserfall nur 100m von BellafiX entfernt. Dazu kommen die Fallwinde aus allen Richtungen mit der plötzlich auf 12 Grad fallenden Lufttemperatur, unsegelbar, aber umso beeindruckender. Unser letzter Hafen in der Stavanger Region sollte die kleine Insel Kvitsoy sein, ein Außenposten vor Stavanger, die an die offene See grenzt. Von dort ging es wieder Kurs Süd. Wir ankern auf halber Strecke in Egersund und dann auch direkt vor Kap Lindesness in einer fantastischen, gut geschützten Ankerbucht im Rosfjord, die uns zu einem weiteren Ankertag animiert.  Endlich können wir dann auch ein Etmal später in Mandal einlaufen, ein sehr schönes Hafenstädtchen. Von da an herrscht Hochsommer. Wir laufen im Folgenden die Blindleia und Risör an, bevor es bei ordentlich Gegenstrom unter Code0 in einem langen Schlag übers Skaggerak nach Westschweden in die Ankerbucht Gluppö geht. Ab Göteborg geht es schließlich über Anholt und durch den kleinen Belt zurück. Am Ende haben wir sogar noch ein bisschen Zeit und lassen unseren diesjährigen Sommertörn gemütlich mit kleinen Etappen ausklingen. Voller unvergesslicher Eindrücke kommen wir begeistert wieder zu Hause im Heimathafen Schilksee an.

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